Kulturagentinnen und Kulturagenten Schweiz

So die Begrüssung am Wanderkiosk von «Kulturagent.innen Schweiz» am diesjährigen Blickfelder Festival. Gemeint sind zwei Getränke. Wo ich sonst nach dem Lustprinzip wähle, überlege ich bei dieser Auswahl, welche Option denn nun das kleinere Übel ist. Und prompt bin ich verwickelt in ein Gespräch über Benotungssysteme und den Schulkosmos überhaupt.

Der Wanderkiosk lädt vielseitig zu Diskussionen rund um Schule und kulturelle Bildung ein und spricht dabei unterschiedliche Sinne an. Während ich an meinem «Homogene Klassen»-Drink nippe – ein durchsichtiges Getränk mit neutralisierenden Steinen, Salz-Zuckerrand, für den ich mich doch nach dem Lustprinzip entschieden habe –, erhalte ich die Möglichkeit, das Spiel «Mal was anderes» auszuprobieren. Der Kubus ist grösser als ich dachte, Laura Zachmann, Kulturagentin und heutige Gastgeberin im Kiosk, schneidet die Spielkarten zu. Sie sollen im Schulunterricht zu körperbasierten Übungen und auch zu Möglichkeiten der Pausengestaltung inspirieren. Zum Pause machen lädt im Wanderkiosk eine silberne Sitzecke auf dem Boden ein. Diversitätssensible Kinderbücher aus der Bibliothek des Kiosks sind dort zum Durchblättern ausgelegt. Zum Ausruhen und Schmökern bleibt mir beim Gespräch über schlechte Noten und homogene Klassen allerdings wenig Zeit. Während ich die Vorstellung «homogener Klassen» für gesellschaftlich fatal halte, wirft mein Gegenüber ein, das schlechte Noten, vor allem in der Primarschule, Schüler.innen stark zusetzen können. Ich erinnere mich an ein Interview mit Daniel Jeseneg, Schulleiter der Schule Zeihen (die nicht in das Kulturagent.innen-Projekt involviert ist). Diese geht einen eigenen Weg im Bereich der Beurteilung, indem unter anderem während des Schuljahrs keine Ziffernnoten vergeben und andere Beurteilungsformen angewandt werden. Und doch, so meine Gesprächspartnerin (und auch Jeseneg), bleibt die Herausforderung der obligatorischen Zeugnisnote am Ende des Jahres bestehen.

Auf dem Turbinenplatz steigen die Temperaturen auf die angekündigten 35 Grad im Schatten. Laura bietet mir eine selbst zusammenstellbare «Summer Roll» an. Die Ingredienzen: Schulverweis (geraffelte Karotten), Kreidepulver (Ingwerpulver), unterrichtsfreie Zeit (Maiskörner), Kommissionen (Gurken), Interkultur (eine scharfe Paste (Kimchi)), … Der weisse Teller mit der Aufschrift «Individualität» ist bereits leer. Gedankenverloren lasse ich mich zum Abschluss meines Besuchs am Wanderkiosk aus dem Kit «Zombievalenz» von Laura mit einer Wunde versehen und ziehe weiter.