Wie etwas aussieht
27. Januar 2021
von Sylvie Vieli
Im Malatelier trafen sich Schüler.innen der Schule Gais ab der 3. Klasse mit der Künstlerin Harlis Schweizer Hadjidj und lernten von August bis Dezember 2020 verschiedene Maltechniken kennen und anzuwenden. Wie hat die Künstlerin diese Begegnung erlebt?
Warum hast du die intensive Beschäftigung mit Zeichnen und Malen für die Gaiser Schüler.innen für eine gute Idee gehalten?
Ich finde, dass in der Primar- wie in der Oberstufe nicht genügend Zeit für bildnerisches Gestalten eingerechnet wird, für Kreativität überhaupt und das ist sicher der Hauptgrund.
Was hast du mit den Kindern als Erstes gemacht?
Als Erstes habe ich den Kindern die Aufgabe gegeben, sich über ein Bild vorzustellen, also dass sie Informationen sammeln, wie sie sich ihrem Gegenüber über eine Art Portrait vorstellen können, aber ohne dass sie ein Portrait von sich zeichnen, sondern eine Sammlung von Aktivitäten und Vorlieben erstellen.
Was hat dir von allem, was ihr gemacht habt, am besten gefallen und warum?
Es war sehr schön zu beobachten, was passiert ist, als wir mit Pastellkreide gemalt haben. Die Idee war, dass sie einen Himmel malen, einen ruhigen oder einen stürmischen, einen hellen, einen dunklen und da haben sich die Bilder dann stark aus der Initiative der Kinder weiterentwickelt und sie sind viel länger drangeblieben, als es zuerst geplant war.
Was hat dich am meisten überrascht, positiv wie negativ?
Zuerst das Positive: Mich hat sehr überrascht, wie sich die Ideen im Dialog mit einigen Kindern zu etwas Neuem entwickelt haben. Das Negative? Da muss ich kurz überlegen. Also, nach meinem Gefühl gab es Kinder, die teilweise recht gesättigt waren und für sich schon genau wussten, was sie ausprobieren wollten. Die wollten sich dann auch nicht längere Zeit auf etwas Neues einlassen oder etwas ausprobieren, was nicht dem entsprach, was sie sich vorher vorgestellt hatten.
Dieses Projekt will ja Bildungsprozesse mit und durch Kunst initiieren. Kannst du dich an einen solchen Moment erinnern? Hat das stattgefunden?
Ja, auf jeden Fall. Gerade bei dem Schwerpunkt «Kunst macht Schule» (ausgehend von bereits bestehenden Bildern eigene Bilder erarbeiten) entsprachen die Bilder im Resultat nicht dem, was sich die Kinder vorgestellt hatten, aber aus meiner Sicht haben sie sich wahnsinnig hineingegeben und dort auch Fortschritte gemacht. Aber für sie hat das dann wie nicht gereicht, es war ihnen nicht nahe genug am Original und das zu akzeptieren war sehr schwer, nämlich vom Original auszugehen und in der Kopie etwas Neues entstehen zu lassen. Da genau läuft aber dieser Bildungsprozess ab und ist auch passiert, glaube ich.