«Wir haben noch neun Minuten und keine Ahnung». Ein Tag – Zwei Antrittsbesuche.
14. August 2019
von Sylvie Vieli
Beim Antrittsbesuch in Bazenheid (SG) und Gais (AR) überhöre ich den obigen Satz und plötzlich habe ich meinen Fokus ungeplant auf der Zeit. Auf der Zeit, die wir gemeinsam verbringen werden, die dieses Projekt brauchen wird, die zur Verfügung steht oder auch nicht, die geplant und gestaltet wird. Und von der niemand sagen kann, was sie bringen wird. Nur, dass sie jetzt anfängt.
Der Wecker ist zu leise und draussen noch keine Sonne.
Muss den Kaffee aufs Fahrrad mitnehmen, der Zug fährt sonst ohne mich.
Die Zeit im Zug nutzen um mich vorzubereiten?
Beim ersten Besuch besser zu früh als zu spät.
Wir haben noch neun Minuten und keine Ahnung.
Die erste Kulturbeauftragte nimmt 20 Minuten am Gespräch teil.
An der grünen Wand ein riesiges Bild, an der weissen Wand eine riesige Uhr.
Die Kulturagentin wird erst einmal Zeit brauchen, anzukommen. Das dauert erfahrungsgemäss ungefähr bis Weihnachten.
Die Lehrpersonen haben ihren Unterricht bis in den Dezember vorbereitet.
Der Lehrplan ist sehr dicht. In der Mathematik müsste man tatsächlich jede zweite Woche ein neues Thema beginnen, um mit dem Stoff für ein Jahr durchzukommen.
Weder die Teamsitzungsdaten im August noch die im September passen, das weiss ich auswendig. Aber die Schule ist offen und verschiebt den Termin im September.
Eintrag in meine Agenda.
Für den Moment alles gesagt, jetzt braucht es noch die Unterschrift.
Die Kirchenglocken sind laut, die Strasse lauter.
Ist 11.30 Uhr zu früh fürs Mittagessen?
Die Mittagspause ist grosszügig berechnet.
Wann kommt unser Zug?
Für die erste Strecke lohnt es sich fast nicht, den Computer auszupacken.
Umsteigen in vier Minuten, fahren im Schritttempo.
Im Winter hat es hier bestimmt viel Schnee.
Am Dienstag noch nichts vor? Kommen Sie zum Jassplausch der Appenzellerbahn.
Auf die Minute pünktlich.
Die Uhr am Handgelenk des Schulleiters fast so gross wie die an der weissen Wand.
Memo an mich: Grosses Konzert im Dezember in Agenda eintragen, Silvesterkläuse im November. Teamsitzung im August für mich nicht möglich, es wird auch September.
Ich glaube, ich brauche eine grössere Agenda.
Die bestehenden Zeitgefässe nutzen um Überlastung zu vermeiden.
Für diese Gruppe muss man erst noch Sitzungszeit vereinbaren.
Nächste Schritte für beide Orte: Elternbrief und Erstkontakt mit Kindern überlegen.
Den Elternbrief gerne noch diese Woche, nächste Woche fangen die Elternabende an.
Ich schaue gar nicht, wann der Zug fährt sondern gehe einfach auf den Bahnhof.
Noch schnell Proviant für den langen Heimweg kaufen.
Du wirst hier noch viele interessante Dinge entdecken.
Ich bin zu müde, die Fahrzeit als Arbeitszeit zu nutzen.
Hatten es die Leute in Zürich schon immer so eilig?
Das Buch werde ich dann morgen im Zug lesen.
Und den ersten Blogeintrag schreiben.
Und den Elternbrief.
Also eine grössere Agenda, ich glaube, das wäre wirklich eine gute Idee.