Selin Bourquin
«Staub ist nicht grau.»
Selin Bourquin ist als Kulturagentin im Kanton Bern an der Primarschule Zollikofen und im Syndicat Scolaire Covicou in Courtelary tätig.
Staub ist nicht grau. Staub hat viele Farben.
Selin auch.
Wie Stäube besteht auch Selin aus verschiedensten Kleinstteilen.
Selin sucht.
Sie sucht nach Spuren. Flecken. Kratzern.
Nach Störendem. Nach Irrelevantem. Nach Alltäglichem.
Selin findet.
Sie findet Absurdes. Unscheinbares. Verlorengeglaubtes.
Selin sammelt.
Sie sammelt Eindrücke. Gespräche. Und Verlorengegangenes.
Selin untersucht.
Sie untersucht Staub. Sprachbarrieren. Relikte.
Und Gefundenes.
Selin macht.
Sie macht sichtbar. Und unsichtbar. Oder beides gleichzeitig.
Selin hinterlässt.
Sie hinterlässt Bücher. Spuren.
Und jede Menge Fragen.
Kunst und Kultur spielt sich bei Selin Bourquin dazwischen, dahinter, davor und darunter ab. Zwischen zwei Buchdeckeln oder Menschen. Vor der Türe, aber auch dahinter. Unter dem Küchentisch oder unter der Oberfläche.
«Kunst ist für mich ein Ausdruck, eine Sprache aber auch eine Haltung, Dinge zu hinterfragen und aufmerksam und neugierig durch die Welt zu gehen.», sagt Selin Bourquin.
Genau das macht sie. Und konzentriert sich dabei – mit Hingabe und Präzision – auf Alltägliches. Alltägliches, das störend oder irrelevant erscheint. In grösster Sorgfalt zerlegt sie das Alltägliche in einzelne Partikel. Akribisch dokumentiert und untersucht sie es. Sie beleuchtet das zu Untersuchende von verschiedenen Seiten, verliert dabei weder Details noch das grosse Ganze aus dem Auge.
Selin spannt Fäden, vernetzt, verwebt und schafft Mikromomente. Momente die erst im Nachhinein ihre volle Kraft offenbaren. Kurze, vermeintlich nichtige Augenblicke, unsichtbar und unbeachtet. Unmerkbar sind sie es, die kleine Staubpartikel ins Rollen bringen. Partikel für Partikel. Bis merklich eine Veränderung geschieht.
Seit August ist sie als Kulturagentin im Kanton Bern unterwegs. Stets forschend und sammelnd. Und mit Blick für die unscheinbaren Dinge.
Selin hat nach dem gestalterischen Vorkurs in Fribourg eine Ausbildung zur Fotografin in Vevey abgeschlossen. Während des Bachelors in Medien & Kunst mit Vertiefung Fotografie an der Zürcher Hochschule der Künste hat Selin ein Austauschjahr an der Marmara Üniversitesi in Istanbul gemacht. Den Master in Art Education absolvierte Selin an der Hochschule der Künste in Bern.
Selin bringt Arbeitserfahrungen in verschiedenen Bereichen mit. So hat sie unter anderem als Fotografin, Lagerleiterin, Sprachlehrerin und Fachlehrerin für Bildnerisches Gestalten, als Bildredaktorin und als Assistentin für die zehnjährige Jubiläumsausgabe des Festival du Film Français d’Helvétie in Biel gearbeitet.
Text: Patrizia Mosimann