Kulturagentinnen und Kulturagenten Schweiz

In ihrer Tätigkeit als Theaterpädagogin hat sich Sylvie eine beharrliche und genauso gründliche Arbeitsweise angeeignet, um sich selbst etwas zu bremsen, denn eigentlich ist sie schnell, schaurig schnell unterwegs. Doch der initiale Blick ist oft allzu flüchtig und erst wenn Dinge einmal auf den Kopf gestellt, quasi umgestülpt werden, offenbaren sie ihr Wesen. So möchte sich Sylvie als Kulturagentin wie eine Feldforscherin bewusst und aktiv Zeit lassen, um ihre Schulen eingehend zu erkunden. Sie will beobachten und entdecken, freilegen und sichtbar machen und vor allem aktiv Fragen stellen. Sie scheut sich nicht zu befremden, um so nach und nach zu erfahren, welche Art von Schulkultur vor Ort zu finden ist. Es geht ihr dabei um das Entdecken von Wertvorstellungen und wie sich diese im schulischen Alltag manifestieren. Der Alltag ist einer von Sylvies Ankern und Drehpunkten. Als Theaterpädagogin reizt es sie, herauszuarbeiten, wo sich die Grenzen zu dem, was alltäglich ist, verschieben. «Mit Theater kannst du alles machen, weil es ja nur etwas behauptet, es tut als ob». Das birgt Freiheit und Spielraum zur partizipativen Ermächtigung, zu Konsensentscheidungen in Inszenierungsprozesse. Auch beim Publikum sollen Erwartungen hintergangen werden. Plötzlich entsteht ein feiner Moment, wo eine Handlung eine Bedeutung bekommt, weil sie vor Leuten stattfindet. Auch hier geht es Sylvie um Fragen zu Hierarchien. Wer bestimmt den Kriterienkatalog, wer entscheidend aufgrund von welchen Parametern was gut oder schlecht ist. 

Ursprünglich ist es der vereitelte Wunsch, Schauspielerin zu werden, der Sylvie zur Theaterpädagogik führt. Diesen Berufswunsch hat sie sich mit dem Bachelorstudium in Dramaturgie, welches sie 2016 mit dem Förderpreis der ZHdK für ein gemeinsames Projekt mit Milena Kaute abschliesst, und dem Masterstudium in Theaterpädagogik an der ZHdK erfüllt. Die Abzweigung, die sie davor im Primarlehrerinnenstudium an der PHZH genommen hat und die Jahre als Primarlehrerin sind eine Bereicherung und festigen ihre Position als Theaterpädagogin. Ausprobieren und schauen, was passiert. Der erste Wurf ist selten der beste. Der Stellenwert liegt in der Sache selbst. 

Text: Bettina Eberhard