Kulturagentinnen und Kulturagenten Schweiz

Die Schüler.innen der Oberwalliser Mittelschule Sankt Ursula wünschten sich eine gestalterische Auseinandersetzung mit Graffiti an ihrer Schule: gesagt, getan.

Die Mauer, eine 2 Mal 36 Meter lange graue Wand vor der Mensa der Oberwalliser Mittelschule Sankt Ursula, war schnell gesetzt. So kontaktierte ich die Schuldirektion, die beim Stadtarchitekten eine Bewilligung einholen musste. Nach kurzem Zittern erhielten wir grünes Licht.

Der Unterwalliser Graffitikünstler DEMO alias Dom Bandaret und ich arbeiteten während der Projektwoche zusammen mit einer 3. Fachmittelschule Klasse (FMS) an der Konzeption und der zeichnerischen Übersetzung der Ideen. Da der Künstler Französisch und Englisch spricht, mussten die Schüler.innen ihre Fremdsprachenkenntnisse aus dem Köcher holen, oder sich mit Händen und Füssen verständigen.

Anfänglich war die Idee der Klasse ein Graffito über die Ungerechtigkeit des Bildungssystems zu sprayen, doch bald wurde klar, dass die Riesenwand noch Platz für viel mehr Themen hatte. Darum wurden innerhalb der Klasse neue Themen ausgehandelt und diskutiert. Zur Ungerechtigkeit des Schulsystems kamen dann noch Klimawandel, der Graben zwischen Arm und Reich, Kriege und Migration sowie Diversität neu dazu.

Um dem Ganzen eine Einheit zu geben, entschieden sich die Schüler.innen alles anhand von Wasserwelten darzustellen. Die Klasse erwies sich als zeichnerisch und konzeptionell sehr stark. Der Sprayer und ich selbst fühlten uns zeitweise in unsere Kunstschulzeit zurückversetzt. Die Zeichnungen und Motivideen der Schüler.innen wurden immer ausgereifter. Bis wir schlussendlich die Vorlagen für die Wände zusammen hatten. Die Prototypen der Wandzeichnungen wurden von den Schüler.innen via Photoshop und analog umgesetzt.

Da die Dispersion (Wandfarbe) bei unter null Grad schlecht haftet und Schnee angekündigt war, entschieden wir uns gemeinsam mit der Klasse das Projekt auf den Frühling zu verschieben. Wir spürten fest, dass die Idee des Projektes direkt von den Schüler.innen kam und sie es wirklich wollten. So war es auch kein Problem, dass wir es auf ihre freien Freitagnachmittage und Samstage schieben mussten.

Im ersten Teil im Frühling organisierte ich einen Maler, der vom Projekt begeistert war und den Schüler.innen kostenlos sein Knowhow zur Verfügung stellte. Nach seiner Einführung mit wichtigen Maler-Tipps und Tricks trugen die Schüler.innen, mit Pinseln und Roller bewaffnet, die hellblaue Dispersion in mehreren Schichten auf, was den ganzen Nachmittag dauerte.

An einem zweiten Freitagnachmittag ging es darum die Zeichnungen mit Kreide vergrössert auf die Wände zu übertragen und nun konnten wir endlich mit dem Sprayen beginnen, dafür kam uns ein zweiter Streetartkünstler, nämlich Damien Pillet alias ENOF aus Sierre, zu Hilfe. Sie brachten 100 Dosen mit und verschieden grosse Caps (Sprühköpfe), für verschieden dicke Linien und führten die Schüler.innen in das Handwerk der Graffitikunst ein. Da es am Samstag darauf Regen gemeldet hatte und die Sprühfarben bei nassem Untergrund abblättern, mussten wir das Finish der Wand auf den nächsten Samstag verschieben.

Am Samstag wurde das Graffiti beendet und die Sprayer gaben ihm den letzten Schliff. Die Schüler.innen waren sichtlich stolz und zufrieden mit ihrem Werk! Lustigerweise war ich vor 20 Jahren selber Schüler der OMS und durfte in der BG-Stunde beim Künstler Peter Klein eine Wandmalerei beim Hintereingang des Schulhauses realisieren, welche zu meinem Erstaunen immer noch existiert. Ich bin guter Hoffnung, dass das Graffito der Schüler.innen auch so lange da stehen bleibt und und so nachhaltig zur visuellen Identität der Schule beiträgt.

Idee ist es das Graffito nach den Sommerferien mit Tänzer.innen der hausinternen Tanzschule anlässlich eines Pausenfestivals einzuweihen.