Kulturagentinnen und Kulturagenten Schweiz

Seit 2018, als das Kulturagent.innen-Projekt als Pilot in der Schweiz begann, stellte ich in der Begleitung verschiedener Theater- und Performance-Projekte fest, dass viele Schüler.innen agieren und die Rolle der passiven Zuschauer.innen ablegen wollen.

Bei Performances interessiert mich besonders die Selbstwahrnehmung der eigenen Körper der Anwesenden im Raum, insbesondere dann, wenn sich die Rollen zwischen «Schauspieler.innen» und «Zuschauer.innen» fluide zueinander verhalten, sich auflösen.
In den Schulen beobachte ich häufig ein Bedürfnis der Kinder und Jugendlichen, handelnd in performativen Projekten mitzuwirken. Gemeinsam mit den Kulturbeauftragten der Heilpädagogischen Michaelschule und der Schule im Widmer haben wir uns dazu entschlossen, die Beteiligung der Schüler.innen zum übergeordneten Ziel in der Konzeption von Projekten zu machen.

Ausschlaggebend für diesen Ansatz war eine Figurentheater-Aufführung in der Michaelschule, in der Schüler.innen explizit fragten, ob sie die Puppen selbst in die Hand nehmen und führen dürfen. In diesem Moment konnte ich den Wunsch nach Selbstermächtigung der Schüler.innen erkennen, der explizit einer Verschiebung der traditionellen Rollen – nämlich jene der aktiven Schauspieler.innen und des passiven Publikums – entsprach. Im spontanen Spiel der Kinder und Jugendlichen mit den Puppen eröffneten sich ihnen Möglichkeiten, Experimente zu wagen und performative Prozesse selbst zu gestalten: Die Kinder wurden zu performativ handelnden Subjekten.

Ähnliche Prozesse der Transformation sind auch im Theater- und Film-Projekt MovieMotor (ebenso mit der Heilpädagogischen Michaelschule) vorhanden: Zur Premiere der entstandenen Kurzfilme in der Schule konnten die Anwesenden in einer immersiven und performativen Installation sowohl Zuschauer.innen als auch Performer.innen sein. Die immersive Installation verstrickte die Anwesenden in eine poetische Auseinandersetzung mit den experimentellen Kurzfilmen der Schüler.innen – zwischen Realität und Traum – in eine «Poetik der Performance».

Gemeinsames Denken und Handeln bedeutet Aktion. Ein gegebener Rahmen kann mittels der Impulse der Schüler.innen verändert werden, wobei Erfahrungen sowohl auf der Bewusstseinsebene als auch auf der Handlungs- und Wahrnehmungsebene gefördert werden: Sich gegenseitig zu widersprechen, Grenzen zu überschreiten, sich zu irren und nochmals einen Weg zu finden – und eben auch ein multiperspektivisches, humorvolles und träumerisches Erzählen in ein performatives Gefäss zu packen.