Kulturagentinnen und Kulturagenten Schweiz

Wie gelingt es Überfachlichem (mehr) Gewicht zu geben und gleichzeitig die Partizipation der Schulakteur.innen – insbesondere der Schüler.innen – zu fördern? Wie kann lustvoll Einblick in verschiedene Berufe und Kunsthandwerke rund ums Buch gegeben und so die sensuellen Erfahrungen in den Vordergrund gestellt werden? Was braucht ein gesamtschulisches Dokumentationsmittel, damit es für alle verschiedenen Schulakteur.innen passt, respektive von ihnen passend gemacht werden kann? 

Das kulturelle Portfolio soll ein Sammelsurium sein, das Erinnerungen weckt und möglichst Erlebnisse, Eindrücke und Reflexionen von und zu überfachlichen Inhalten (Ausflüge, Erlebtes, Beobachtetes, Kulturelles, Projektarbeit, Empfindungen, Wahrnehmungen etc.) dokumentiert, wobei der Art und Weise des Sammelns keine Grenzen gesetzt sind (Notizen, Berichte, Listen, Fotos, Zeichnungen, Collagen, etc.). Die darin festgehaltenen Erinnerungen bilden einen roten Faden durch die Waidhaldezeit. Personen aus dem Team können sich so, z.B. bei Stufenübertritt, einen Überblick über behandelte überfachliche Themen, erlebten Ausflüge und Auseinandersetzungen mit Kultur und Kunst machen. Schüler.innen führen eine Art sich ständig erweiterndes Portfolio zu nicht fachlichen Themen, die sonst nur selten festgehalten werden, Raum kriegen und auch anderen, z.B. bei Stellensuche, gezeigt werden können. Nebst dem Sammeln, Austauschen und Sichtbarmachen der überfachlichen Inhalte bietet das Kulturportfolio Einblick in verschiedene Berufe und die einzelnen Bereiche und Kunsthandwerke rund um das Medium Buch. Auf jeder Stufe der Waidhalde (4 Stufen) wird jeweils nach den Sommerferien mit den ersten Klassen der Stufe (1. Kindergarten, 1. Primar, 4. Primar, 1. Sekundar) zusammen ein neues Kulturportfolio gestaltet – als eine Art gemeinsames Ritual zum Einstieg in einer neuen Stufe (und evt. Klasse) und zum Kennenlernen von verschiedenen Kunsthandwerken rund ums Thema Buch. Bis zum Antritt einer neuen Stufe wird mit diesem gearbeitet. Auf jeder Stufe wird dabei eine andere «Methode»/ein anders «Format» gewählt – in Verbindung mit einem Handwerk und/​oder einem künstlerisch/​gestalterischen Beruf. Die Testphase dauert ein Jahr, nach dem, unter Einbezug aller Tester.innen, eine Evaluation stattfindet. Pro Stufe gibt es je eine Testklasse. Die Testklasse der 4. Primar hat sich ihr Portfolio bei Christa Wyss im Atelier gleich selber gebunden. Die Schüler.innen der 1. Sekundar haben Einblick in die Arbeit der Grafikerin Marie Cuennet und die Druckerei Lenggenhager Druck gekriegt und dürfen bei der Gestaltung der gedruckten Variante des Kulturportfolios mitwirken. Zudem nutzt die gesamte 3. Sekundar das gedruckte Kulturportfolio als Dokumentationsmittel für ihr einjähriges Grossprojekt mit dem Opernhaus und dem Jungen Literaturlabor #PEERGÜNNT.

Ziel ist die gesamtschulische Einführung des Konzeptes und der verschiedenen Portfolios für alle Schulakteur.innen ab Sommer 2021. Ab dann sollen alle während ihrer Waidhaldezeit (bis zu 11 Jahren) aufbauende und stufenspezifische Auseinandersetzungen mit Papier, Druck, Buchbindetechniken und Grafik/​Layout erleben und mit Menschen, die diese Berufe ausführen in Kontakt kommen. Und natürlich viel und auf vielfältige Weise Erlebtes sammeln.