Auftakt: Strategien des Beginnens an der Schule Waidhalde
04. November 2019
von Patrizia Mosimann
Wie Ideen aus dem Schulteam kulturelle Bildung erlebbar machten, den Austausch unter den Schulakteur.innen förderten, mithalfen schulische Schwerpunkte zu formulieren und das Kulturagent.innen-Projekt auf verschiedenen Ebenen ins Rollen brachten.
Partizipation
Eine Möglichkeit zur Mitsprache und Mitgestaltung für die verschiedenen Personen des Schulteams gleich zu Beginn des Kulturagent.innen-Programms erachtete ich als wichtig. Die Idee der von den Schulakteur.innen eingegebenen Pilotprojekte war geboren. Die Pilotprojekte sollten das Kulturagent.innen-Programm ins Rollen bringen und für das Team und die Schüler.innen kulturelle Bildung und mögliche Szenarien erlebbar machen (längerfristige Kooperationen mit Externen; Lernen mit allen Sinnen – Kopf und Körper, praxisnah, forschend-experimentierend und ergebnisoffen, mit Fokus auf künstlerisch-ästhetischem Arbeiten).
Ablauf
Interessierte Personen aus dem Team hatten die Möglichkeit, Neues zu wagen und mitzugestalten und erhielten dafür die nötige personelle und finanzielle Unterstützung und Wertschätzung. Die Ideen für die Projekte wurden gesammelt und mit den beteiligten Personen besprochen, ausgearbeitet, angepasst und entwickelt. Dieser individuelle Austausch diente dem gegenseitigen Kennenlernen sowie dem Vertrauen Schöpfen. Mit der Schulentwicklungsgruppe, der Schulleitung und der Kulturverantwortlichen wurden die Projekte und die jeweiligen Projektbudgets diskutiert, festgelegt und genehmigt.
Absicht
Der Aufruf nach Pilotprojekten half mir, Bedürfnisse und richtungsweisende Ideen des Teams zu erkennen und mit meinen persönlichen Einschätzungen und Annahmen abzugleichen. Daneben wurde ebenso deutlich, wer aus dem Team zu jener Zeit Lust auf das Kulturagent.innen-Projekt, bzw. Lust auf Neues hatte.
Bedingungen
Die Pilotprojekte unterlagen keinem roten Faden. Breitgefächert sollte Kunst- und Gestaltungsluft aus verschiedenen Bereichen geschnuppert werden – Vielfalt und «sich einlassen auf Neues» standen im Vordergrund. Externe Kooperationspartner.innen und längerfristiges Arbeiten, Einbetten in die Schulstrukturen/den Unterricht, sowie die Möglichkeit einer Weiterführung über das Schuljahr 18/19 hinaus waren Qualitätsansprüche, die ich formulierte und die ausgehandelt werden konnten.
Sichtbarkeit und Austausch
In Hinblick auf gegenseitige Inspiration und Transfer und als Ausgangslage für Partizipation erachte ich Sichtbarkeit und Austausch als wichtig. Dabei boten die Pilotprojekte die Gelegenheit, verschiedenen Methoden der gegenseitigen Präsentation und des Austauschs im Team zu testen. Zwei bewährten sich dabei besonders:
Das Waidhaldefest (Sommerfest vor den Sommerferien) wurde als erweitertes Sichtfenster nach aussen genutzt – alle Pilotprojekte konnten auf individuelle Weise den Eltern, Angehörigen, Schüler.innen und dem Schulteam vorgestellt werden.
Ein weiteres erfolgreiches Format stellt der «Postenlauf» dar. Ein Teamweiterbildungstag wurde für Austausch und gegenseitige Präsentation von Entstandenem genutzt. Ein Parcours im und ums Schulhaus brachte kleine Gruppen des Teams an die verschiedenen Projektposten. Projektbeteiligte machten dort auf individuelle Weise ihr Projekt sichtbar. Ein kurzfristig ausgefallener Posten wurde kurzerhand von der Schulleitung in einen Cafépause-Posten verwandelt, was sich als super Idee herausstellte, weil er zusätzlich Zeit für informellen Austausch im Team bot.
Pilotprojekte
Von zwölf eingereichten Pilotprojekten wurden im Schuljahr 18/19 neun durchgeführt. Die verbleibenden werden im Schuljahr 19/20 durchgeführt werden.
Es entstanden vier Projektreihen:
Ausserschulische Angebote:
Ziel dieser Projektreihe war es, den Austausch zwischen verschiedenen Schulakteur.innen zu fördern sowie die Auseinandersetzung mit Kunst/Kultur. Die Ressourcen der Schulakteur.innen konnten genutzt, die Möglichkeit des Arbeitens im künstlerisch-gestalterischen Bereich konnte angeboten werden, Kunst und Kultur erhielt mehr Raum, der Hort wurde gestärkt.
Ausserschulische Lernorte:
Zirkus, Museum oder der eigene Garten und ansprechende Schulaussenräume sollten den Schüler.innen als Erweiterung der Schulräumlichkeiten dienen und sie zu forschend-entdeckendem Lernen mit allen Sinnen anregen.
Dazu gehörten die folgenden Pilotprojekte:
- «Schule im Museum» – Kooperation mit Musée Visionnaire:
Die Klassenlehrerin Christina Studer hatte mit ihrer Klasse im Rahmen des «kuverum»-Projektes «Museum Waidhalde» ein Projekt mit dem Musée Visionnaire auf die Beine gestellt. Gerne wollte Christina Studer und Manuela Hitz, künstlerische Leiterin des Musée Visionnaire, diese Zusammenarbeit weiterführen und vertiefen. Gemeinsam haben wir nach Möglichkeiten einer langfristigen Kooperation gesucht, Schwerpunkte gelegt und ein Konzept erarbeitet. So entstand im Schuljahr 18/19 eine intensive Kooperation, in der die Schulklasse jeweils an zwei Halbtagen pro Woche das Musée Visionnaire als erweitertes Klassenzimmer nutzte und sich intensiv mit den Ausstellungen und den Räumlichkeiten befasste. Das Sommerfest im Musée Visionnaire diente dem Sichtbarmachen des bisher Entstandenen: Schüler.innen führten die Gäste durch die Ausstellungen, erklärten Projekte und eigene Arbeiten und boten Einblick in ihr zweites Schulzimmer. Hier gelangen Sie zum Artikel in der Zeitschrift «Schulblatt», 5/2019, S. 10-15, der das Projekt vorstellt. - «Zirkusluft» – Kooperation mit Zora Wettstein (Zirkuspädagogin und Artistin):
Ausgehend vom Lehrmittel «Leseschlau» und dem Wunsch ihrer Schüler.innen hatte die Klassenlehrerin der 1. Primar, Michèle Homs, die Idee eines Zirkusprojektes an mich herangetragen. Aufgrund eines Treffens mit der Elternkulturgruppe der Schule Waidhalde hatte ich vorab Zora Wettstein kennengelernt. Ein erstes Treffen wurde organisiert, worauf eine tolle Kooperation entstand. Lesen Sie hier den Bericht der Klassenlehrerin Michèle Homs.
Lernen mit allen Sinnen:
Pilotprojekte mit Schwerpunkt Haptik, Olfaktorik, Körperwahrnehmungen und/oder Achtsamkeit.
Fokus 3. Sekundar:
Dazu gehörte folgendes Projekt:
- Projekt «Gestaltung Aussenraum Pavillon/Fokus 3. Sekundar» in Kooperation mit «Ortreport»:
Einer der Kindergärten des Waidhalde befindet sich in einem provisorischen Pavillon. Pausenspielräume im Aussenraum waren nicht vorhanden. Das Team des Horts trug ihren Wunsch nach einem natürlichen modularen Aussenraum mit Rückzugsmöglichkeiten zu mir. Einen Spielplatz bauen zu lassen war aufgrund der provisorischen Situation und den Kosten ausgeschlossen. Bestehende Ressourcen sollten genutzt werden. Die Kindergartenkinder sollten ihren Spielplatz selber mitgestalten können, das war die Ausgangslage. Die 3. Sekundarstufe eignete sich am besten für eine Kooperation, auch weil auf dieser Stufe gestalterische Fächer kaum vertreten sind. Eine interessierte Klasse konnte gefunden werden. Als externe Fachpersonen konnte ich «Ortreport» gewinnen. An zwei Halbtagen und einer Projektwoche wurde am Aussenraum gebaut. Lesen Sie hier den Bericht der Klassenlehrerin der 3. Sekundar, Filomena Lopez.