Ein Fahrplan-Atelier für Lehrer.innen und Schulleitung
22. März 2021
von Stefan Truffer
Ein klassischer Fahrplan visualisiert eine Vielzahl von Sachverhalten: Zielorte, Zwischenstationen, Abfahrtszeiten, Art des Verkehrsmittels, zu erwartende Dienstleistungen, Ausnahmeregelungen, etc.
Übertragen auf den Kulturfahrplan einer Schule ergeben sich konsequenterweise Parallelen: Wohin soll es gehen? Welche Etappen gilt es zu erreichen und wann erreichen wir diese? Welche Mittel setzen wir für unsere Reise ein? Was leistet kulturelle Bildung an einer Schule?
Eben diese Fragen standen im Zentrum eines Fahrplan-Ateliers, zu welchem sich die Lehrpersonen der Oberwalliser Mittelschule in Brig im Herbst 2020 trafen und bei dem die Kulturgruppe ihre ersten gesammelten «Reiseziele» für die kulturelle Bildung an der OMS zur Diskussion vorlegen konnte.
Ein Koffer voller Ziele
Tut jemand eine Reise, so steht jemand oft mit einem Koffer auf dem Bahnsteig. Symbolisch präsentierte die Kulturgruppe den Teilnehmer.innen die gesammelten «Reiseziele» und verstauten diese symbolisch für die gemeinsame Reise in einem alten Koffer. Überhaupt wurde den Teilnehmer.innen der bisherige Packinhalt der Schule als Teil des «Kulturagent.innen- Netzwerks» vor Augen gepackt. So sind es insgesamt drei Reiseziele, welche die Kulturgruppe mit der OMS ansteuern möchte:
1) Lehrpersonen sind motiviert eigene Kulturprojekte fächerübergreifend gemeinsam mit der Kulturgruppe anzugehen
2) Langfristige Schaffung von Gefässen für die kulturelle Bildung an der OMS
3) Sichtbarkeit von Kunst und Kultur an der OMS stärken. Sowohl intern als auch extern. Mit welchen Verkehrsmitteln und in welcher Reihenfolge diese Reiseziele angesteuert werden sollten, blieb zu jener Zeit noch offen.
Eine wirksame Verzettelung
Instrumente aus Gemüse herstellen und ein Lied dazu einstudieren? Spoken-Word-Künstler.innen als Inspiration für den nächsten Aufsatz? Naturwissenschaftliche Experimente à la Roman Signer? Bekannte Bilder im Geschichtsunterricht manipulieren? Diese und ähnliche Reiseideen stellte man den Lehrpersonen entlang eines musealen Plakataufbaus gegenüber, bei dem sich die Teilnehmer.innen frei bewegen konnten. Solventen Mäzenat.innen an einer Vernissage gleich durften die Lehrpersonen über die Reiseideen tuscheln und die Plakate mit roten Kaufklebern versehen: GEKAUFT! Auf diese Weise kristallisierte sich eine erste Hitparade kultureller Bildung unter den Lehrpersonen heraus. Gleichzeitig «verzettelten» sich die Teilnehmer.innen zu einigen auf dem Fussboden ausgelegten Zusatzfragen, welche auf die Mehr- und Minderwerte schulischer Kulturbildung abzielten. Mittels Kommentarzetteln äusserten sich die Lehrpersonen zu gewinnbringenden Eigenschaften kultureller Bildung: Schüler.innen mit unterschiedlichen Interessen können mit Kopf, Hand und Herz abgeholt werden! Aber auch zu möglichen Hindernissen hinsichtlich intensivierten und ungewohnten Kulturprojekten wurde „verzettelt“: Wie schaffen wir eine solche Reise angesichts unseres strikturierten [kein Fehler!] Stundenplans?
Eine Pyramide zum Schluss
Diese erste, alle Lehrpersonen integrierende sowie fächerübergreifende «Verzettelung» zeigte sich überaus wirksam. Am Ende der «Verzettelungen» und der hiermit einhergehenden Diskussionen blieb der Kulturgruppe die Gewissheit über die Aufgeschlossenheit der Teilnehmer.innen hinsichtlich der zukünftigen Kulturreise an der OMS. Den Schlussanker dieser ersten Tour de Reconaissance bildete eine Pyramide im Lehrer.innenzimmer, welche die wichtigsten Aussagen, Erkenntnisse und Zwiespältigkeiten der Lehrpersonen in Erinnerung rief. Insgesamt: Ein erster fächerübergreifender Diskurs bezüglich der Möglichkeiten kultureller Bildung an der Briger Mittelschule. Mit Sicherheit nicht der letzte...