El Club del Dibujo
02. April 2019
von Mariano Gaich
In meinem ersten Blogbeitrag habe ich mich mit dem Potential des Federhalters als Dispositiv und Werkzeug auseinandergesetzt. Als Weiterführung, möchte ich nun «El Club del Dibujo» – den «Skizzenclub» – vorstellen.
Mit dem Ziel Aktionen, Forschungs- und reflexive Prozesse durch das Zeichnen zu aktivieren, haben die Künstler.innen und Pädagog.innen Claudia del Río, Mario Gemin und América Sánchez den Club im Jahre 2002 als Kulturprojekt initiiert. Seit Anbeginn dokumentiert der Club seine Aktivitäten durch Beiträge von Künstler.innen und Teilnehmer.innen in einer Sammlung.
Experimentelle Vermittlungsformate prägen die Aktivitäten des Clubs: In Aktionen wie «Pieza Pizarrón» (2006 – 2012) entstand ein Raum mit Wandtafeln als Wände. In diesem Raum verwandelte sich das Zeichnen in eine performative Aktion, die zur Überdenkung bestehender Lernprozesse anregte. Wie im Konzept der avangardistischen Lehrstücke von Bertolt Brecht – welche im Berlin der 20er und 30er Jahre in Zusammenarbeit mit Musikern wie Hanns Eisler und Kurt Weill uraufgeführt wurden und sich in der Abolition der üblichen Unterscheidung zwischen Schauspierler.innen und Publikum auszeichneten – gab es in «Pieza Pizarrón» keine Unterscheidung zwischen Teilnehmer.innen und Zeichner.innen. Das Lernen durch das Spielen mit Texten, durch Gestik und Haltung, durch Kreativität und Improvisationen, war ein zentraler pädagogischer Aspekt der Teilnehmer.innen-Beteiligung.
Heutzutage wirkt «El Club del Dibujo» als Inspirationsquelle für Projekte, die eine breit definierte Menschengruppe – Kinder, Jugendliche, Künstler.innen – in partizipativen Prozessen verbinden möchten. Das Zeichnen hat eine Unmittelbarkeit, die jede Person – mit wenig Material, beispielweise nur mit einem Bleistift – als Kommunikationsmittel nutzen kann. Ein Grund weshalb der Club den zwischenmenschlichen Umgang (daher Club) durch individuelle und kollektive künstlerische Arbeitsprozesse zu unterstützen versucht. Sozialisierung und Kreativität werden als Ausgangspunkte für ein menschliches Potential erkannt, in welchem sich Räume der Selbsterkenntnis, der Ermächtigung und des Ausdrucks öffnen. Das unmittelbare Medium des Zeichnens öffnet diesen Raum durch eine ansteckende Freude, die sich durch das Zeichnen selbst breit macht.
Solche Projekte können eine grosse Anregung und Inspiration für den Schul- und Kunstunterricht sein.