Mit oder ohne Aufführung?
Zollikofen, Primarschule Zollikofen
Von prozessorientierten Kreationen bis zu Aufführungen für Eltern und andere Klassen
Schule: Zollikofen, Primarschule Zollikofen
Kulturagent.in: Manuela Luterbacher
Zeitraum: 02.09.2021–20.07.2023
Adressat.innen: gesamte Schule
Klassenstufe: Kindergarten bis 6. Klasse
Anzahl Teilnehmende: 250
Das Projekt «Meine, deine, unsere Umwelt» wurde während den beiden Schuljahren 2021/22 und 2022/23 durchgeführt. Jede Klasse durfte während einer längeren Periode mit Kulturschaffenden aus den Bereichen Tanz, Theater oder Musik zusammenarbeiten, um den künstlerischen Arbeitsprozess intensiver erfahren zu können. Um das zu ermöglichen, wurde das Budget von zwei Jahren zusammengelegt und auf die 12 Klassen fair aufgeteilt.
Zeit- und Ressourcenschonende Projekte
Der Wunsch nach einer längeren Kollaboration mit einem.r Künstler.in war ein wichtiger Punkt für die Gestaltung dieses Projekts. Die terminabhängigen Kulturtage wurden früher als eher belastend empfunden und das Kollegium wünschte sich eine selbständigere Organisation und flexiblere Aufteilung. Um diesen Bedürfnissen entgegenzukommen, konnte der Projektzeitpunkt und die Kunstsparte im Vorfeld von den Lehrpersonen ausgewählt werden.
Von Workshops zu Langzeitprojekten
Zwischen 16 bis 20 Lektionen wurden je nach Projektart und Altersstufe über mehrere Wochen oder Monate verteilt. Zum Beispiel hatte eine Klasse eine Doppellektion Tanz pro Woche über zwei Monate hinweg, eine andere Klasse konnte von zwei vollen Tagen Soundkreation profitieren, was mit einer Musikproduktion nach einem Monat abgeschlossen wurde. Dazwischen konnten die Lehrpersonen je nach Möglichkeit mit der Klasse am Projekt weiterarbeiten.
Frühe Vernetzung von Künstler.in und Lehrperson
Die Lehrpersonen hatten die Möglichkeit sich früh mit den Kulturschaffenden zu organisieren, um die Projekte bestmöglich in den Schulalltag zu integrieren. Somit wurde ein zusätzlicher organisatorischer Druck vermindert und den Projekten eine koordinative Flexibilität überlassen.
Partizipativ mit offenem Ende
Die Lehrpersonen und Schüler.innen wurden in den Prozess einbezogen. Das Ziel war es, den Inhalt und die Form gemeinsam mit dem.r Künstler.in zu gestalten. Je nach Altersstufe, Möglichkeit oder Bedürfnis wurde der Fokus auf die klassenspezifische Entwicklung oder auf eine Aufführung vor Publikum gerichtet.
Einblicke und Austausch ermöglichen
Die Entscheidung darüber, das Gelernte zu «Teilen» und nach aussen zu zeigen, sollte den Lehrpersonen und den Künstler.innen überlassen werden. Einige Projekte konnten somit innerhalb der Schule aufgeführt werden, damit die Klassen gegenseitig sehen, was sie während den Kulturtagen gemacht haben. Die Aufführungen wurden aber auch genutzt, um die Eltern einzuladen und einen gemeinsamen Moment zu verbringen.
Koordinieren und Loslassen
Barbara Muster als Kulturbeauftragte und ich als Kulturagentin waren vor allem in der Vorbereitungsphase (Projektauswahl, Organisation, Vernetzung, Raum-Koordination) involviert. Die Projekte liefen sehr selbständig, somit standen wir dann teilweise als Mediatorinnen, Vermittlerinnen oder als Aushilfe während den Proben zur Verfügung.
Über die zwei Schuljahre hinweg wurden zwölf unterschiedliche Kunstprojekte an der Primarschule durch- und/oder aufgeführt:
- 2 Musikprojekte mit Stefan Bregy (5. und 6. Klasse)
- 3 Tanzprojekte mit Jenny Arne (2x Kindergarten und 2. Klasse)
- 1 Zirkus-/Tanzprojekt mit Regula Mahler (1. Klasse)
- 2 Tanzprojekte mit Lucía Baumgartner (4. und 5. Klasse)
- 1 Theaterprojekt mit Vera Vanoni (1 Kindergarten)
- 1 Theaterprojekt mit Christoph Hebing (Einführungsklasse)
- 2 Theaterprojekte mit InterAktion (Klasse zur besonderen Förderung und 3B)
Weiterbildung, Nachhaltigkeit, Potential
Die Zusammenarbeit mit einer Person aus dem Kulturbereich, wurde für die Lehrpersonen als Art Weiterbildung empfunden. Sie konnten die Schüler.innen aus einer anderen Perspektive beobachten und sie auf eine neue Art und Weise kennenlernen. Die Inspirationen und Impulse aus Tanz, Musik und Theater könnten weiterhin im Schulalltag genutzt und an die Bedürfnisse der Klasse angepasst werden. Generell seien solche Produktionen ein grosses Potenzial für Schüler.innen, egal welches Niveau die Kinder haben. Die Schüler.innen haben im Team zusammengearbeitet, duften viel Neues lernen, zum Teil persönliche Talente entdecken, aus sich herauskommen, mutig sein, über den eigenen Schatten springen, etwas ausprobieren, ohne dass es geprüft wird. Sie hatten vielleicht das erste Mal Lampenfieber und konnten den Eltern etwas zeigen und darauf stolz sein. Für einige Eltern war es nach den Coronajahren auch das erste Mal, dass sie ohne Maske, ohne Abstand zu halten und überhaupt eine Aufführung ihrer Kinder besuchen durften.
Weitere Einblicke hierzu sind im Blog zu finden: Meine, deine, unsere Umwelt – eine körperliche Erfahrung durch Tanz, Theater und Musik