Kulturagentinnen und Kulturagenten Schweiz

Im Rahmen eines stufenübergreifenden Projekts an der Schule Waidhalde entstand ein ansprechender Aussenraum und Spielplatz für die Kindergarten- und Hortkinder. Entworfen und gebaut wurde dieser von den Kindergartenkindern und der 3. Sekundarstufe in einem kontinuierlichen Austauschprozess und einer intensiven Zusammenarbeit.

Die Idee der Aussenraumgestaltung entstand aus den Bedürfnissen seitens Team Hort, für den Kindergarten und die Schüler.innen, einen altersgerechten Spielplatz zu gestalten, der die Möglichkeit zum Rückzug bietet, zum Klettern und Bauen animiert und mobil ist. Am ersten Teamtreffen wurden Ideen ausgetauscht und auf die Wichtigkeit der stufenübergreifenden Zusammenarbeit der Schüler.innen hingewiesen. Sich gegenseitig begegnen und kennenlernen schien uns, für das gemeinsame Konzipieren von Ideen, sehr wichtig. So planten wir mit der Unterstützung der Erlebnispädagogin einen gemeinsamen Waldmorgen mit den Kindergartenkindern und den Sekundarschüler.innen. Während dem gemeinsamen Spazieren und sich unterhalten, ging es vor allem darum herauszufinden, welche Spiele die Kinder oft spielen und welche Wünsche vorhanden sind. Kooperative Spiele und das gemeinsame Znüniessen am Feuer haben Vertrauen geweckt und haben den Weg zu einer guten Zusammenarbeit geöffnet.

Am ersten Vorbereitungsmorgen haben Katrin Murbach und Fabian Jaggi von «Ortreport» ihre Projektarbeiten und Werke im Klassenzimmer präsentiert und mit Gedanken und Bildern die bevorstehende Arbeit angeregt. Meine Schüler.innen hatten somit die Gelegenheit, das Leitungsduo und ihre Arbeit kennenzulernen und sich auf die nächsten Schritte einzulassen. Nach der Inputveranstaltung haben wir die Kindergartenkinder besucht, die ihre Wünsche und Ideen für die Aussenraumgestaltung in einer Ausstellung vorbereitet hatten.

Für diese Ausstellung und die Projektwoche im Allgemeinen hatten sich die Kindergartenkinder im Voraus intensiv mit dem Thema «Spielplatz» beschäftigt. Verschiedene Beispiele aus dem Internet und verschiedene Bücher wurden angeschaut und analysiert. Daraus entstanden vielseitige Ideen: Tipis und Häuser aus Holz, Baumhäuser, riesige Tiere, Klettergerüste, Spieltürme, etc. Die Kinder haben in einem weiteren Schritt von ihren Ideen einen Plan gezeichnet und Zeichnungen mit weisser Farbe auf schwarzes Papier angefertigt. Die Kinder aus dem 2. Kindergartenjahr hatten den Auftrag bekommen, mit verschiedenem Bastel- und Baumaterial ihren Wunschspielplatz zu basteln und zu konstruieren.

In Zweierteams hatten meine Schüler.innen dann die Gelegenheit die Werke der Kinder in der Ausstellung zu betrachten, den Erklärungen der Kindergartenkinder zuzuhören und Fragen zu stellen. So konnten wir uns ein genaueres Bild über die Ideen und Bedürfnisse der Kinder in Bezug auf ihren Wunschspielplatz machen. Je öfters die Kinder ihr Werk präsentierten, desto stolzer und detaillierter wurden die Erzählungen. Meine Schüler.innen stellten viele Fragen und notierten fleissig ihre Eindrücke.

Ausgehend von diesem Material gab es mit meiner Klasse im Klassenzimmer eine gemeinsame Analyse. Es ging darum herauszufinden, welche Bedürfnisse hinter den Wünsche steckt und was mögliche Umsetzungsformen dafür wären. Dabei waren sowohl die Machbarkeit wie auch die Sicherheit wichtige Aspekte. Bei den konkreten Ideen war das Baumhaus oder der Wunsch nach einer anderen Form der Behausung und des Rückzugs ein sich wiederholendes Thema. Das «Ufo» tauchte als Idee auf und konnte als Zentrum gesetzt werden – ein Weltraumschiff als Gefährt für eine Reise in andere Galaxien. Nun ging es darum spannende Erweiterungen zu finden, die sich in die Welt der fremden Galaxien und ausserirdischen Völker einordnen liessen. Es entstanden Ideen von einer Galaxie zum Balancieren, einer liegenden Rakete, einer Sonne oder einer Planetenlandschaft zum Klettern und sich Verstecken, einem Thron zum Spielen und einem Cockpit, um das Ufo zu steuern.

An einem zweiten Vorbereitungsmorgen präsentierten Katrin und Fabian verschiedene Projekte von Architekten, Architektinnen und Kunst-Kollektiven, die gemeinsam besprochen wurden, um konkrete Beispiele für die Umsetzung der Ideen in eine räumliche Setzung zu bekommen. Dabei ging es auch darum ein Gefühl dafür zu kriegen, wie es möglich ist, mit einfachen Holzlatten gerüsthafte Objekte entstehen zu lassen, die in ihrer Form wiedererkennbar sind. Um den Umgang mit Latten darstellen zu können, wurden kleine Modelle mit Holzstäbchen gebaut.

Wir hatten eine Woche Zeit, unser Vorhaben in die Tat umzusetzen. Zur Verfügung standen uns ein grosser Haufen gebrauchter Holzlatten, Schrauben und einfaches Werkzeug. Nach dem Einrichten der temporären Werkstatt auf dem Vorplatz vom Kindergartenpavillon, gab es eine Einführung in die Kunst des Schraubens. In Zweierteams haben die Schüler.innen, unter genauer Beobachtung der Kindergartenkinder, jeweils einen Testhocker im Galaxie-Design zusammengebaut. Ziel war dabei, Sicherheit mit dem Akkuschrauber zu erlangen und Verbindungen zu erproben, die so stabil sind, dass sie auch für grössere, begehbare Objekte funktionieren. Danach ging es ans Ufo. Ebenfalls bereits vorbereitet, wurden nun grössere Teile verbaut und fügten sich so zum ersten begehbaren Spielobjekt. Auf das Ufo folgten weitere thematische Bauten, die gleich vor Ort entworfen und umgesetzt wurden. Ein Galaxie-Strahl zum Balancieren, ein Space Shuttle – der vordere Teil der Rakete – ein Cockpit für die Steuerung des Ufos und ein Thron für die Königinnen und Könige einer fremden Welt.

Gleichzeitig durften die Kindergartenkinder mit der Unterstützung der Sekundarschüler.innen und der Kindergartenlehrperson, Alienmasken basteln, die an der Präsentationsveranstaltung getragen wurden. Sie bauten auch ausserirdische Haustiere und Fabelwesen aus Holzabschnitten, die sie danach anmalten. Neben dem Bauen konnten die Schüler.innen der 3. Sekundar auch immer wieder in Interaktion mit den Kindern agieren und zusammenarbeiten. Für das Ufo wurden aus Sonnensegelstoff Seitenwände genäht und von den Kindergartenkindern mit Sprühdosen gesprayt, sodass die Kinder im Ufo in Ruhe spielen und entspannen konnten. Alle Spielobjekte wurden schliesslich geschliffen und mit Farbe bemalt – damit stand die Aussenraumgestaltung zum Spielen bereit.

Am letzten Tag der Projektwoche, gab es ein Abschlussfest. Der Ufo-Spielplatz wurde mit Rauchbomben und Raketenglace somit eingeweiht und in einer kleinen Performance haben die Kindergarten-Aliens ihr Ufo offiziell in Beschlag genommen. Zelebriert und gefeiert wurde mit dem durch die Kinder vorbereiteten Znüni. Am Nachmittag wurde das Projekt durch die Dokumentation meiner Schüler.innen den Gästen vorgestellt und mit einem Apéro gefeiert.

Dass man aus Abfall (die Holzlatten wurden von einer anderen Installation von «Ortreport» recycelt) in kurzer Zeit etwas Neues, Wertvolles erschaffen kann, war für viele Schüler.innen eine bereichernde Erfahrung. Er ist sehr befriedigend, wenn geleistete Arbeit so direkt sichtbar wird und daran hatten sie viel Freude. Als Klasse war es wichtig gemeinsam etwas zu erschaffen – eine gute Zusammenarbeit und ein gemeinsames Ziel waren zentral für das Gelingen des Projekts. Handwerkliche Fertigkeiten, offene und freie Aufgaben ohne konkreten Auftrag, fortwährendes, intensives Dranbleiben und die Interaktion mit kleinen Kindern war für meine Schüler.innen eine grosse Herausforderung. Dennoch haben sie dies gut gemeistert, denn die Begegnung und das gemeinsame Handeln der ältesten mit den jüngsten Schüler.innen aus dem Schulhaus war eine sehr herzliche, bereichernde und lehrreiche Erfahrung. Die «Grossen» sind auf die Bedürfnisse der «Kleinen» eingegangen und die «Kleinen» sind sehr offen und mutig auf die «Grossen» zugegangen. Es war ein Hand in Hand Arbeiten, das alle in einem gemeinsamen Akt involviert hat und ein grossartiges Endresultat hervorgebracht hat. Auf dieses Erlebnis können alle in freudiger Erinnerung zurückschauen und stolz auf die geleistete Arbeit sein!

Zusätzliche Informationen zur Entstehung des Pilotprojektes sind folgendem Blogbeitrag zu entnehmen.